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Frauenmantel – ein alchemistisches Wunderwerk

Beschreibung der Pflanze

Aus dem Wurzelstock des Frauenmantels (Alchemilla vulgaris) wachsen langstielige, kreisrunde, schüsselartig aufgebogene Rosettenblätter. Sie sind zum Zentrum 7-11 fach gefächert. Der Rand ist ringsum gezahnt. Die Oberseite der Blätter ist nur gering behaart. Im Gegensatz dazu ist die Unterseite reich behaart. Von Mai bis August erheben sich Rispen mit gelblich grünen Blüten über die Blätter.

Am Blattrand des Frauenmantels befinden sich kleine Drüsen, aus denen die Pflanze Tröpfchen ausschwitzt. Die Flüssigkeit gelangt vom Wurzelstock über feine Kanälchen zu den Blattöffnungen. Verglichen mit reinem Wasser haben die Tropfen eine größere Oberflächenspannung, da Stoffe der Pflanze in ihnen gelöst sind. Vom Blattrand ausgehend sammelt sich die Flüssigkeit zu kleinen Kügelchen und kullert schließlich in das Zentrum, in dem eine große „Tauperle“ entsteht.

Signatur der Pflanze

Der Frauenmantel ist ein Symbol für die Zentrierung, aus der sich etwas Neues entwickelt. So erinnern die schüsselförmigen Blätter mit dem Tautropfen an den weiblichen Schoß, in dessen Zentrum die Leibesfrucht heranwächst. Deshalb galt der Frauenmantel schon bei den Germanen als heiliges Kraut, das sie mit der Muttergöttin Freya in Verbindung brachten. Die Römer hingegen schrieben den Frauenmantel der Venus zu, der Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit. Das Christentum schließlich verwebte die eigenen Überlieferungen mit dem alten germanischen Wissen und ordnete die Pflanze anstatt der Freya nun der Jungfrau Maria zu. Dabei wurde die Form des Blattes als Symbol für den heiligen Marienmantel angesehen. So wurde der Frauenmantel schon immer mit dem Weiblichen in Verbindung gebracht und findet bis heute Anwendung als Heilmittel für die unterschiedlichen Frauenleiden.

Auch die Alchemisten faszinierte der Frauenmantel. Für sie galt das Tautropfen-Phänomen als Inbegriff der Wandlung. Sie sammelten die geheimnisvolle Flüssigkeit, um daraus Jugendelixiere herzustellen.

Die Symbolik des Frauenmantel lässt sich auf die Guten Gespräche übertragen. Das Sammeln, das Zentrieren der Wassertropfen entspricht dem Erfassen einer Situation und weiter dem Ergründen des Wesentlichen, des zentralen seelischen Bedürfnisses. Und sind wir in einem Gespräch zum Wesentlichen vorgedrungen, so bildet dieses die Grundlage für die Entwicklung des Neuen, das in dem Austausch weiter heranreift, sich formt und schließlich zu einem Ausdruck gelangt – ähnlich dem sich herausbildenden Tautropfen im Zentrum des Frauenmantelblattes.

Quellen: