Über Gespräche treten wir mit unseren Mitmenschen in Verbindung. Wir führen Gespräche über die Dinge des Alltags, die großen wie die kleinen, die privaten wie die beruflichen, wir sprechen mit Mitgliedern der Familie, mit Freunden und Kollegen, mit Kunden, mit Vertretern von Behörden und Mitarbeitern von Geschäften.
Meist haben wir dabei den Wunsch, dass diese Gespräche gut verlaufen, das heißt, dass sie gelingen mögen und zu etwas Positivem führen. Diesen Wunsch haben wohl sehr viele Menschen gemeinsam.
Doch gute Gespräche zu führen, ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Häufig sind unsere Gespräche geprägt von negativen Gefühlen, die unbewusst mitschwingen und den gesamten Austausch belasten können. So kommen wir in unseren Gesprächen oft gar nicht richtig auf den Punkt, reden um den heißen Brei herum oder wir verlieren uns in Ansichten und Meinungen über dieses und jenes, tauschen vehement und durchaus erhitzt Argumente aus, verrennen uns und verausgaben uns an Widerständen. Nur allzu oft lassen sich die Gesprächsteilnehmer von der Frage leiten: Wie kann ich meine Ansicht, meine Position in dem Gespräch am besten durchsetzen? In solchen Fällen wird aus dem Gespräch ein Gegeneinander, in dem es nur noch Gewinner und Verlierer gibt. Am Ende solcher Auseinandersetzungen sind wir dann nur noch erschöpft und mit unserem Ansinnen keinen einzigen Schritt weiter. Und die Aussicht auf ein gelingendes Gespräch rückt in weite Ferne.
Das Konzept, das hier vorgestellt wird, setzt genau an dieser Stelle an. Die Methode Gute Gespräche führen hat das Ziel, in einem freudigen Miteinander konstruktive Lösungen für alltägliche, aber auch für berufliche Fragen zu finden. Doch wie können wir das erreichen?
Der hier behandelte Ansatz geht davon aus, dass unser menschliches Handeln, unser Fühlen und Denken maßgeblich von Bedürfnissen geprägt wird. Dabei sind zwei Arten von Bedürfnissen zu unterscheiden: zum einen „Was“ wir wollen – zum Beispiel etwas zu essen, ein Auto oder Gesundheit – und zum anderen „Wie“ wir etwas machen wollen, also mit welchen Persönlichkeitseigenschaften wir das „Was“ zu einer Lösung bringen können. Diese „Wie“ Bedürfnisse werden auch als seelischen Bedürfnisse bezeichnet.
Bei den Guten Gesprächen werden neun seelische Grundbedürfnisse unterschieden:
- Der Wunsch nach Orientierung
- Der Wunsch nach dem Wesentlichen
- Der Wunsch nach Transzendenz
- Der Wunsch nach Eigenständigkeit
- Der Wunsch nach Klarheit
- Der Wunsch nach Verbundenheit
- Der Wunsch nach Neuausrichtung
- Der Wunsch nach Aktivität
- Der Wunsch nach Ordnung
Jede Gesprächssituation wird von diesen seelischen Grundbedürfnissen bestimmt, wobei es immer ein besonderes dominierendes Grundbedürfnis gibt. Dieses zentrale Bedürfnis gibt an, was wir in einer Situation wirklich wollen.
Wie aber lässt sich dieses besondere Grundbedürfnis herausfinden? Erst einmal müssen wir die Situation als Ganzes betrachten und uns vor allem eine Frage stellen: „Was ist hier die eigentliche Sehnsucht? Was ist hier das wahre seelische Bedürfnis?“ Haben wir erst einmal dieses vorherrschende Grundbedürfnis ergründet, lassen sich in der Folge tragfähige Antworten entwickeln, die auch unser „Was-Bedürfnis“ befriedigen.
Es ist nämlich diese Ausrichtung des Gesprächs auf ein verbindendes, gemeinsames seelisches Bedürfnis, das die Brücke zum Miteinander schlägt. So kann sich ein Raum für einen konstruktiven, bereichernden Austausch eröffnen. In der Folge stellt sich plötzlich für jeden einzelnen die Frage: Was kann ich zur Entwicklung einer guten Lösung beitragen? Wenn nun an dieser Stelle des Prozesses alle an einem Strang ziehen, dann ist das Gewinner-Verlierer-Denken überwunden.
Am Ende eines guten Gesprächs kann etwas sehr Unterschiedliches erreicht werden: das Gefühl, aufgemuntert oder einfach nur angehört worden zu sein, eine Situation gemeinsam betrachtet zu haben, eine Entscheidung oder eine Lösung gemeinsam entwickelt zu haben, einen Konflikt gelöst, einen Streit geschlichtet zu haben … Letztlich kann jeder Austausch zu einem guten Gespräch werden.
Für das Gute-Gespräche-Konzept habe ich einen bestimmten Gesprächsprozess entwickelt, der auf dieser WebSeite vorgestellt wird, samt dem methodischen Rüstzeug für die einzelnen Prozessschritte. Zur Veranschaulichung dienen eine Reihe von praktischen Beispielen. Bei meiner Tätigkeit als Berater geht es immer wieder darum, tragfähige und einvernehmliche Lösungen herbeizuführen. Deshalb lege ich auch besonderen Wert auf eine reibungslose wie auch verbindliche Kommunikation. Mit meinem Konzept möchte ich eine wirkliche Hilfestellung für die unterschiedlichsten, auch täglichen Gesprächssituationen bieten. Ich greife dabei gängige Methoden der Dialog- und Gesprächsführung auf und verbinde sie zu etwas Neuem. Über die Jahre habe ich meine Methode und die Resultate, die sie erbrachte, in privaten und beruflichen Situationen immer wieder überprüft und kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert.
Doch dieses Konzept ist mehr als nur eine weitere Gesprächsmethode. Es ist eine Lebenseinstellung, eine neue Kultur des Miteinanders, mit der wir das Gewinner-Verlierer Denken überwinden können, mit der wir in einem kooperativen, freudigen Austausch selbst bereichernde Lösungen für unsere täglichen Fragen finden können.