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Die Sehnsucht ins Leben bringen

Wir brauchen neue Ideen, um die Zukunft auf unserem Planeten erfolgreich zu gestalten. Doch wie können wir da vorgehen? Wie erreichen wir das Ziel? In diesem Artikel stelle ich Ihnen einen möglichen Weg vor.

Was ist der Ausgangspunkt für unser Handeln, für unser Denken und Fühlen? Es ist unsere Sehnsucht. Ja wir möchten etwas machen, wir möchten etwas tun, das unsere innere Sehnsucht zu einem Ausdruck bringt. Doch halt. So einfach ist die Sache nicht. Denn meistens sind wir uns unserer Sehnsucht gar nicht bewusst. Sie ist zwar irgendwie im Hintergrund vorhanden, doch sie wird überschattet durch all das, was wir meinen, was zu tun und zu machen sei. So versperren uns unsere eigenen Meinungen und Vorstellungen geradezu den Weg, um unsere Sehnsucht zu verwirklichen. Stattdessen machen wir das, was wir irgendwie für nötig erachten.

Wie kommen wir unserer Sehnsucht auf die Spur?

Die erste Voraussetzung ist, dass wir uns selbst betrachten, dass wir unser Machen und Tun nicht einfach als etwas Gegebenes hinnehmen, sondern dass wir die Vorstellung entwickeln, dass wir selbst unser Leben gestalten können. Sicher, wir sind dabei nicht frei. Wir haben unsere Familie, die Arbeit, die Freunde. Doch wir haben in dem gegebenen Rahmen durchaus die Möglichkeit, unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Dafür sind jetzt nicht die äußeren Bedingungen so zu verändern, bis es für uns passt, sondern wir verändern zuerst unsere innere Einstellung zum Leben und richten danach unsere täglichen Situationen neu aus – in unserem sozialen Umfeld und mit den bestehenden Aufgaben. Und wie kommen wir dahin? Indem wir unsere Sehnsucht herausfinden, die wesentliche Persönlichkeitseigenschaft, die unser Leben prägt.

Dafür fragen wir uns: was macht uns Spaß? Bei welchen Tätigkeiten leben wir auf? Was geht uns leicht von der Hand? Vielleicht leben Sie auf, wenn es etwas zu machen oder zu tun gibt. Oder wenn es etwas zu organisieren gibt, zu entscheiden, zu beobachten und so weiter – ganz nach der individuellen Veranlagung. (Siehe auch: Was ist das Wesentliche?). Auf diese Art bekommen wir einen ersten Eindruck von unserer prägenden Persönlichkeitseigenschaft.

Doch damit sind wir noch nicht am Ziel angekommen. Wir haben weiter zu fragen, weiter zu schauen, um unsere prägende Persönlichkeitseigenschaft mehr und mehr auf die Schliche zu kommen und sie auf den Punkt zu bringen. Die Methode ist das Hinterfragen: Warum mache ich das gerne? Was reizt mich daran? Welche Eigenschaften bringe ich bei der Tätigkeit zu einem Ausdruck? Übe ich diese Tätigkeit aus der reinen Gewohnheit aus, oder gestalte ich sie bewusst? Welches Bedürfnis liegt hinter der Tätigkeit? ….

Betrachten wir ein konkretes Beispiel: eine Krankenschwester.

Ihr zentrales Wesen mag es sein, etwas zu machen, um andere Menschen zu unterstützen und ihnen zu helfen. Das möchte sie in ihrem Beruf verwirklichen. Doch sofort stößt sie an Grenzen: der ewige Personalmangel, der ganze bürokratische Krams, der ewige Zeitdruck… Da fühlt man sich doch nur wie ein Hamster in seinem Rad, ewig angetrieben durch die äußeren Anforderungen. Da möchte man doch nur die Arbeit möglichst schnell hinter sich bringen – um sich dann nach dem Feierabend von der Plackerei zu erholen.

Halt. Stopp! Fragen wir uns: was macht die Arbeit der Krankenschwester aus? Was möchte sie mit ihrem Machen und Helfen bewirken? Was ist es, dass sie täglich wieder neu aufstehen lässt, um der Arbeit nachzugehen?

Sicherlich, da ist einerseits das Geldverdienen und außerdem gibt die Arbeit dem Tag eine Struktur. Doch fragen wir uns weiter: welchen Inhalt kann sie bei der Arbeit zu einem Ausdruck bringen? Was sind ihre zentralen Persönlichkeitseigenschaften, nach denen sie ihre Tätigkeit bewusst ausrichten kann? Das ist natürlich etwas ganz Individuelles. Betrachten wir als Beispiel folgende Eigenschaften: Zuverlässigkeit, Verbundenheit und handeln nach gut entwickelten eigenen Vorstellungen.

  1. Zuverlässigkeit – die Arbeit ordentlich und gewissenhaft durchführen, so dass alle mit dem Resultat zufrieden sein können – und zwar sowohl die Patienten, als auch die Kollegen und natürlich auch die Krankenschwester selbst.
  2. Verbundenheit – die Patienten, die Kollegen und Ärzte als Personen wertschätzen in einem gelingenden Miteinander.
  3. Handeln nach einer eigenen Vorstellung – also eine gut entwickelte eigene Vorstellung davon haben, wie die Arbeit erfolgreich durchzuführen ist.

Wie bringen wir diese Eigenschaften ins Leben?

Diese Eigenschaften sind in ihrem Zusammenwirken in jeder Situation neu auszurichten, neu zu koordinieren und auszugleichen, damit das gewünschte Resultat erreicht wird. Es erfordert ein Abwägen von der inneren Sehnsucht der Krankenschwester und den Anforderungen, die uns die äußere Situation stellt.

Doch sind die Eigenschaften erst einmal abstrakte Gedanken. Um sie ins Leben zu bringen, haben wir eine führende Vorstellung zu entwickeln. Ein Bild, eine Art Symbol, das wir in uns tragen, das unsere Wahrnehmung, unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmt. Wir „sehen“ dann die Welt im Lichte dieses Vorstellungsbildes.

Für die Krankenschwester mag das innere Bild vielleicht eine Biene sein. Die Biene fliegt von Blüte zu Blüte, die sie bestäubt und den Nektar sammelt. Ähnlich eilt die Krankenschwester von Patient zu Patient, um sie in ihren ganz speziellen Belangen zu unterstützen und zu versorgen, damit es ihnen besser geht. Und was für die Biene der Nektar ist, das ist für die Krankenschwester der Dank des Patienten und das gute Gefühl, ihn erfolgreich unterstützt zu haben.

Wenn wir uns mit dem Bild identifizieren, befreit es unsere Intuition. Wir brauchen uns dann nicht mehr mühsam irgendwelche Gedanken über die Situation zu machen und wie wir angemessen darin handeln wollen. Sondern wir „sehen“ dann unmittelbar, wie eine Situation nach unserem inneren Bild umgesetzt werden kann. Und nicht nur in dieser einen Situation. Das Bild gibt uns eine sichere Orientierung in der Wahrnehmung in den verschiedensten Situationen.

Das Bild wirkt wie ein Kompass, der uns auf hoher See die Richtung zum Hafen zeigt. Dabei verhindert die Ausrichtung nach dem Bild, dass wir orientierungslos auf dem Meer herumirren und uns mit Gedanken quälen, wie wir denn den Hafen erreichen könnten.

Jetzt mögen Sie sagen: das ist doch total bescheuert. Denn die Eigenschaften stehen einem möglichst schnellen Erledigen der Aufgaben doch nur im Weg. Doch halt. Sie geben eine Orientierung, wie die Arbeit zu erledigen ist. Das klappt natürlich nicht immer, denn die Zeit ist knapp und das Pflegepersonal Mangelware. Doch wenn einem Patienten trotz der schwierigen Rahmenbedingungen entsprechend geholfen werden kann, dann ist das eine Freude, die den ganzen Tag überstrahlt und hinter der manche Rückschläge verblassen.

Fassen wir zusammen:

Durch Hinterfragen kommen wir unserer wesentlichen Sehnsucht immer besser auf die Spur. Und haben wir klar auf den Punkt gebracht, wie wir mit unseren Eigenschaften die Sehnsucht verwirklichen können, dann haben wir unser inneres Selbst erkannt und können uns damit identifizieren.

Doch sofort stellt sich eine neue Frage: Wie können wir unsere Sehnsucht in den täglichen Situationen zu einem Ausdruck bringen? Indem wir als Antwort auf diese Frage ein konkretes Vorstellungsbild entwickeln, das unseren zentralen Eigenschaften entspricht, und uns nach diesem ausrichten, werden ungeahnte Kräfte frei. Wir Menschen wachsen über uns hinaus und mit den gesammelten Erfahrungen wird unser inneres Bild immer klarer und konkreter und wir können unsere Persönlichkeit immer leichter und erfolgreicher in den täglichen Aufgaben einbringen.

Abbildung: Durch Hinterfragen(1) kommen wir unserer inneren Sehnsucht auf die Schliche. Haben wir den Kern unseres Wesens auf den Punkt gebracht, dann stellt sich die Frage(2): Wie können wir die Sehnsucht zum Ausdruck bringen? Nach der Antwort richten wir bewusst unser Handeln aus und können so unsere täglichen Aufgaben immer leichter, freudiger und erfolgreicher erledigen.

Jetzt mögen Sie protestieren, das sei doch eine völlig spinnerte und idealistische Weltsicht. Die Arbeit im Krankenhaus ist nun mal ein harter Job. Da ist für Idealismus kein Platz. Mag sein. Doch – wie anfangs schon erwähnt – wir müssen etwas ändern, um unsere Zukunft erfolgreich zu gestalten. Und da mag der Ansatz, die persönliche Sehnsucht zum Zentrum unseres Menschseins zu erheben, einen möglichen Weg bieten.

Dafür haben wir allerdings die passenden äußeren Rahmenbedingungen zu schaffen. Einerseits, damit der Idealismus nicht als naiv betrachtet und einseitig ausgenutzt wird. Andererseits, damit die individuellen Vorstellungen sich entwickeln und in einem konstruktives Miteinander ergänzen können. So auch in dem Beispiel aus dem Krankenhaus: Solange nur an den Kostenschrauben gedreht wird, ohne das Wohl der Patienten und Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen, ist für den hier aufgezeigten Weg leider kein Platz.