Wir Menschen sind gefangen in Polaritäten: zwischen schwarz und weiß, Wahrheit und Lüge, hell und dunkel, Gut und Böse, richtig und falsch…. Und in jeder Situation neigen wir dazu, unsere einseitige Position zu beziehen, sie als die einzig Richtige zu betrachten und sie dann durchaus energisch zu vertreten und zu verteidigen. Das Dilemma ist: unser Gegenüber tickt genauso. Auch er hat seine Position, die er für richtig hält und entsprechend vehement vertritt. Stimmen die Positionen der Gesprächspartner überein, dann ist alles wunderbar. Nur allzu häufig passen die Positionen nicht zusammen. Dann versucht jeder seine eigene Ansicht auf Kosten der Ansicht des Anderen durchzusetzen. Es entstehen heftige Diskussionen und hitzige Debatten, die mitunter in einen Streit münden oder zu ernsthaften Unstimmigkeiten führen. Dabei ist ein Jeder verhaftet in seiner Position, identifiziert sich mit ihr und sieht es als unverzeihliche Schwäche an, von ihr abzuweichen. Als Folge schaukelt sich der Konflikt immer mehr auf, ein verbindender Kompromiss rückt in weite Ferne. Und wenn doch ein Kompromiss erreicht wird, dann bitte einer, der alle Beteiligte gleichermaßen schmerzt, wo ein jeder ein angemessenes Opfer zu ertragen hat.
Doch wie kommen wir zu einem gemeinsam getragenen, verbindenden Kompromiss in einer Situation? Zu einer Lösung, die für alle Beteiligte passt, die alle als Bereicherung ansehen? Denn ein Jeder sehnt sich doch nach einem leichten, freudigen, bunten und zugleich erfolgreichen Leben. Ist das eine Illusion? Ist ein bereicherndes Leben im Miteinander überhaupt möglich?
Entscheidend ist die Frage, wie wir mit unseren Meinungen und Ansichten umgehen. Wie es uns gelingt, sie loszulassen. Wie wir unsere Positionen nicht als einzig mögliche Lösung betrachten können, sondern sie stattdessen als Anregung, als Vorschlag verstehen, der gemeinsam aufgegriffen wird, um ihn dann beim Gestalten der Situation angemessen zu berücksichtigen.
Als Voraussetzung für diesen Ansatz, hat es allen Beteiligten ein Bedürfnis zu sein, für die konkrete Situation eine bestmögliche Lösung zu finden. Das Entwickeln einer guten Lösung ist das verbindende Ziel und die treibende Kraft. Dieses Anliegen hat jedem so wichtig zu sein, dass er bereit ist, seine eigene Position in Frage zu stellen und Anpassungen hinzunehmen. Dafür wird die Position auf den Prüfstein gestellt, hinterfragt, abgewogen und geschaut, ob und wie sich der Vorschlag angemessen in der konkreten Situation berücksichtigen lässt. Alle Beteiligte ziehen an einem Strang. Jeder bringt seine Vorschläge ein, die gemeinsam geprüft und angepasst werden, damit sie sich passend in das entstehende Lösungsbild einfügen. Dabei werden die Vorschläge und Ansichten der anderen Gesprächsteilnehmer freudig begrüßt, da sie dazu beitragen, das Lösungsbild immer vollständiger, farbiger und konkreter auszumalen. Inspiriert durch das sich entwickelnde Lösungsbild, werden immer neue Ideen und Ansätze gefunden und in das Bild mit aufgenommen. Im Miteinander entsteht eine gute Lösung für die Situation. Das Vorgehen erinnert an ein gemeinsames Puzzeln.
Dabei kann es bei dem Entwickeln des Bildes durchaus hoch hergehen. Das ist ganz in Ordnung, solange in einem konstruktiven Sinne um die bestmögliche Lösung gerungen wird. Denn bei der Lösungsfindung geht es keinesfalls darum, es allen Beteiligten recht zu machen. Die einzelnen Beiträge sind den Gegebenheiten anzupassen und können auch durchaus verworfen werden, wenn sie sich als unpassend oder zu extrem für die Situation herausstellen. Nur darf sich dabei keiner einen Zacken aus der Krone brechen.