Xanthippe: Sokrates, wir sind am Ende unserer Reise angekommen, in der wir die einzelnen Schritte des Gesprächsprozesses genauer beleuchtet haben.
Sokrates: Ach Xanthippe. So einfach ist die Sache nicht. Wir konnten die einzelnen Gedanken allenfalls anschneiden in der Hoffnung, dass sie von dem Leser weiter aufgegriffen und vertieft werden.
Xanthippe: Und wie sind die Gedanken weiter zu verfolgen?
Sokrates: Sie sind bei den einzelnen Menschen mehr und mehr in eine klare Vorstellung zu bringen.
Xanthippe: Und wie geht das?
Sokrates: Das, was wir hier herausgearbeitet haben mag eine solide Basis bilden. Doch jetzt hat jeder Einzelne zu schauen, dass er die Gedanken in seinen Alltag mit einbindet. Denn das Ganze soll ja nicht den Charakter einer schöngeistigen Beschäftigung haben. Die Gedanken sind aufzugreifen und mehr und mehr in den täglichen Situationen zu einem Ausdruck zu bringen.
Xanthippe: Dazu fällt mir eine Geschichte ein:
Auf dem Markt
Eine Frau träumte des Nachts, einen Markt zu besuchen. Dort inmitten all der Stände traf sie an einem von ihnen erstaunlicherweise Gott. Scheu näherte sie sich dem Stand.
„Was verkaufst du hier?“ wollte sie von ihm wissen.
Gott antwortete ihr: „Alles, was das Herz begehrt.“
Die Frau war zunächst völlig verblüfft. Als sie sich wieder gefasst hatte, beschloss sie, diese Gelegenheit zu nutzen und das Beste zu verlangen, was sich ein Mensch nur wünschen kann.
„Ich möchte Frieden für meine Seele und Liebe und Glück. Und weise möchte ich sein und nie mehr Angst haben.“ sagte die Frau zu Gott. „Und das nicht nur für mich allein, sondern für alle Menschen.“
Gott lächelte. „Ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich verkaufe hier keine Früchte, sondern die Samen.“
Sokrates: Ja auch die einzelnen führenden Gedanken können wir wie Samenkörner betrachten, die dann weiter zu pflegen und aufzupeppeln sind.
Xanthippe: Und dabei lernen wir aus den Erfahrungen, die wir dabei machen. Durch die Erfahrungen werden unsere Vorstellungen von den einzelnen Gedanken einerseits immer klarer und andererseits immer konkreter und alltagstauglicher.
Sokrates: Ja genau. So holen wir die Gedanken herunter aus ihrer geistigen Höhe und können unser Handeln immer besser nach ihnen ausrichten.
Xanthippe: Und wann sind wir damit fertig? Wann haben wir unser Ziel erreicht?
Sokrates: Ich fürchte nie. Aber andererseits ist das auch etwas sehr Motivierendes. Wir können unser ganzes Leben danach ausrichten, diese Gedanken zu ergründen und zur Gestalt zu bringen. Es ist ein großes Ziel. Es ist ein ewiges Lernen. Wir Menschen werden dieses Ziel wohl zu unserer Lebzeit nie erreichen.
Xanthippe: Und dabei erfüllt mich gleichzeitig eine tiefe Demut und Dankbarkeit, wenn ich diese Gedanken für mich mehr und mehr vertiefe, sie erfasse und eine Situation nach ihnen erfolgreich ausrichten kann.