Was ist der Sinn des Lebens? Sie mögen sagen: „Das ist doch ganz einfach. Wir wollen glücklich sein, sorgenfrei, gesund und in einem gewissen Wohlstand leben.“ Doch wie kommen wir dahin? Wie kommen wir zu einem Leben in Fülle?
Betrachten wir folgende Geschichte:
Auf dem Markt
Eine Frau träumte des Nachts, einen Markt zu besuchen. Dort inmitten all der Stände traf sie an einem von ihnen erstaunlicherweise Gott. Scheu näherte sie sich dem Stand.
„Was verkaufst du hier?“ wollte sie von ihm wissen.
Gott antwortete ihr: „Alles, was das Herz begehrt.“
Die Frau war zunächst völlig verblüfft. Als sie sich wieder gefasst hatte, beschloss sie, diese Gelegenheit zu nutzen und das Beste zu verlangen, was sich ein Mensch nur wünschen kann.
„Ich möchte Frieden für meine Seele und Liebe und Glück. Und weise möchte ich sein und nie mehr Angst haben.“ sagte die Frau zu Gott. „Und das nicht nur für mich allein, sondern für alle Menschen.“
Gott lächelte. „Ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich verkaufe hier keine Früchte, sondern die Samen.“
Wir sehnen uns nach den Früchten
Ja der Frau geht es so wie uns: sie sehnt sich nach den Früchten. Doch kann sie die Früchte nur bekommen, wenn sie die Samenkörner aussät, die Pflänzchen weiter aufpäppelt, bis es große Bäume sind, die dann Früchte tragen.
Doch was sind die Samen? Es ist das Wesentliche, der Kern, der zu einem Ausdruck gebracht werden möchte. So einen Kern finden wir einerseits in unseren täglichen Situationen. Doch auch wir Menschen haben einen Kern. Unseren Wesenskern, der uns als zentrale Persönlichkeitseigenschaft prägt und zu einem Ausdruck drängt. Der Kern wirkt wie ein Keim, der aufgespürt werden möchte, um ihn dann mehr und mehr zur Entfaltung zu bringen.
Einen Keim aufpäppeln
Haben wir unseren Wesenskern gut identifiziert, so können wir ihn zum Maßstab in unserem Leben erheben. Dann richten wir unser ganzes Denken, Fühlen und Handeln nach diesem Maßstab aus. Dabei sind ist der Wesenskern für verschiedene Personen unterschiedlich. Vielleicht lebt der eine auf, wenn es etwas zu tun, wenn es etwas zu machen gibt. Der nächste lebt auf, wenn es etwas zu klären und zu konkretisieren gibt. Ein dritter möchte Ziele definieren, ein anderer will Entscheidungen treffen, und wieder ein anderer möchte etwas vermitteln… und so weiter und so fort – jeder nach seiner individuellen Veranlagung.
Doch halt. Die Kenntnis unseres Wesenskerns allein hilft uns noch nicht wirklich weiter. Wir brauchen auch eine Möglichkeit, wie wir unseren Wesenskern zu einem Ausdruck bringen können, wie wir den Kern ins Leben bringen, so dass er sich entfalten kann. Wir brauchen eine Aufgabe die für uns so attraktiv ist, dass wir bereit werden, uns mit unserem Wesenskern dafür einzubringen.
Auf uns alleine gestellt ist das durchaus schwierig
Denn wir haben zwar unseren Wesenskern, wollen ihn ausleben, doch dabei ist unser Blick recht eingeschränkt. Betrachten wir als Beispiel einen Menschen, der entscheiden möchte. Entscheidungen treffen, das ist sein Wesenskern, da fühlt er sich wohl, das ist seine prägende Persönlichkeitseigenschaft. Doch der Entscheider braucht natürlich etwas, was er entscheiden kann – also verschiedene Ideen, mögliche Ziele oder Lösungsansätze. Und nach der Entscheidung ist die Sache noch nicht in die Tat gebracht. Dafür ist der Entschluss weiter zu konkretisieren, zu vermitteln, Ziele für die Umsetzung zu definieren und schließlich die Lösung in die Realität zu bringen. Doch diese Eigenschaften sind bei einem Entscheider meistens nicht so stark ausgeprägt.
Oder anders ausgedrückt: der Entscheider leistet seinen Beitrag zum Verwirklichen der Aufgabe. Aber es braucht die Unterstützung der anderen Menschen, damit die Aufgabe insgesamt zu einem guten Resultat kommt.
Der Weg weist ins Miteinander
Indem sich in einer Situation die unterschiedlichen Persönlichkeitseigenschaften der beteiligten Personen konstruktiv ergänzen, können wir ein gutes Resultat erzielen. Dafür fragen wir: Was ist das Wesentliche, das in der konkreten Situation zu einem Ausdruck gebracht werden möchte? Und haben wir den Kern erfasst, so fragt sich jeder der Beteiligten: Was kann ich dazu beitragen, damit wir für den Kern eine bestmögliche Lösung entwickeln?
Im konstruktiven Miteinander ergänzen und unterstützen wir uns, so dass eine attraktive Lösung entsteht. Und das befreit. Mehr und mehr erfüllt uns eine innere Freude, wenn wir unseren Wesenskern zu einem Ausdruck bringen. Wenn wir sehen, wie das Samenkorn durch das gemeinsame Wirken wächst, gedeiht und schließlich Früchte trägt. Und ist eine Aufgabe abgeschlossen, dann können wir uns frohgemut der nächsten Aufgabe zuwenden.
So werden wir zu eigenständigen Persönlichkeiten
Denn die Aufgaben selbst treten mehr und mehr in den Hintergrund. Sie werden austauschbar. Stattdessen tritt in den Vordergrund, wie wir die Aufgabe erledigen, wie wir unseren Wesenskern zu einem Ausdruck bringen – mit welchem Geschick, mit welcher Zuverlässigkeit und welcher Hingabe. Mit jeder vollbrachten Aufgabe sammeln wir neue Erfahrungen und können dieses Wie immer weiter entwickeln, es immer freudiger, souveräner und liebevoller ausleben. Bis schließlich der Kern unsere gesamte Persönlichkeit prägt – unser Denken, Fühlen und Handeln. Dann bringen wir unser inneres Wesen frei zum Ausdruck. Dann sind wir eigenständige Menschen.
Und so kommen wir zu einem möglichen Sinn des Lebens:
Wir bringen Fülle in unser Leben,
indem wir für die täglichen Aufgaben
im konstruktiven Miteinander
attraktive Lösungen schöpfen
und dabei unser Wesen
bestmöglich einbringen.
Die Guten Gespräche beschreiben einen konkreten Weg, um tägliche Situationen nach diesem Ideal auszurichten und zu beleben. Damit wir im freudigen, unterstützenden und aufbauenden Miteinander, attraktive und tragfähige Lösungen für unsere drängenden Fragen entwickeln. Es ist an der Zeit!