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Mensch und Technik

Die Technik polarisiert die Gemüter. Für die einen ist sie das Mittel, mit dem wir unsere Zukunft meistern können. Die anderen verdammen sie, da sie den Menschen mehr und mehr überflüssig macht. Und so gibt es heftige Debatten über das Für und Wider der Technik – bei denen meistens jedoch kein klares Resultat erzielt wird. In diesem Artikel möchte ich eine Art des Umgangs mit der Technik vorstellen, die beide Positionen verbindet. Und zwar anhand eines konkreten Beispiels: dem Schach.

Vor über 45 Jahren trat ich in den Brackweder Schachklub ein. Damals gab es zwei Lager in dem Verein: die einen, die Schach als eine sportliche Herausforderung betrachteten und den Ehrgeiz hatten, möglichst erfolgreich zu spielen. Die anderen, die mehr den künstlerischen Aspekt des Schachs in den Vordergrund stellten. Die sich an einer schönen Partie oder gelungenen Kombination erfreuen konnten, ohne dabei den Anspruch zu haben, selbst ein besonders starker Spieler zu sein.

Schachcomputer spielten damals noch keine besondere Rolle. Sie wurden eher müde belächelt, da sie von jedem ambitionierten Vereinsspieler noch leicht zu besiegen waren. Doch das änderte sich rasch. Die Schachprogramme wurden immer besser. Schon bald waren sie ernstzunehmende Gegner. Und heute sind die Programme den Menschen weit überlegen. Da macht es einfach keinen Spaß mehr, gegen einen Schachcomputer zu spielen, denn man wird einfach nur erbarmungslos zusammengeschoben. Von den Kritikern wurde das Ende des Schachsports heraufbeschworen.

Doch weit gefehlt. Ja die Schachprogramme spielen heute zwar viel stärker als wir Menschen. Doch damit ist keinesfalls das Ende des Schachspiels eingeleitet. Denn die Programme lassen sich prima nutzen, um gezielt sein Schach zu trainieren. Sie weisen einen direkt auf die eigenen Fehler hin und zeigen die besseren Züge sowie die verpassten Chancen auf. So nutzt heute jeder Spieler ein Schachprogramm, um seine Partien zu analysieren und sein Spiel zu verbessern.

Ja früher haben wir Schach aus Büchern gelernt. Die Zeit ist passé. Mit den Schachprogrammen trainieren wir viel gezielter und effektiver. Das Schach wurde auf ein neues Niveau gehoben. Es ist heute viel sportlicher und erfolgsorientierter. Wobei allerdings der künstlerische Aspekt mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt wurde. Doch nach wie vor ist die Freude ungebrochen, wenn wir eine gute Partie gegen einen Menschen spielen.

So können wir die Technik gezielt einsetzen, um unser Leben zu bereichern – einerseits beim Schach, doch der Ansatz lässt sich auch auf andere Bereiche unseres Alltags übertragen. Wir Menschen haben nur immer bewusst darauf zu achten, dass wir die Technik für unsere Zwecke nutzen und wir uns nicht selbst zu ihrem Sklaven machen. Dass wir das anstreben, was wir wirklich wollen und nicht das, was technisch möglich ist. Es liegt in unserer Hand.

Zur weiteren Lektüre:

Wir Menschen und die künstliche Intelligenz