Bis heute ranken sich zahlreiche Legenden und Geschichten um die Varusschlacht. Denn es ist unklar, wo und wie die Germanen es hingekriegt haben, die Römer zu bezwingen. So drängt sich die Frage auf: hat die Schlacht überhaupt stattgefunden? Haben vielleicht die Brunhilden und Tusneldas die Moral und Disziplin des römischen Heeres unterwandert? War vielleicht die Liebe der wahre Sieger der Varusschlacht?
Das erste bedeutende Ereignis in der deutschen Geschichte fand in dem Jahre 9 nach Christus statt. Da verprügelten die Germanen die Römer, unter der Führung des Cheruskerfürsten Hermann. Nach dem Berichterstatter Tacitus wurden 3 Legionen des Heerführers Varus im Teutoburger Wald vernichtend geschlagen. Als der Kaiser Augustus von der Niederlage erfuhr, soll er ein lautes Klagen angestimmt haben mit den Worten: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!“
Die Varusschlacht inspiriert die Gemüter
Soweit die Geschichte, wie wir sie in der Schule gelernt haben. Doch die Schlacht inspirierte schon immer die Gemüter. Denn bis heute ist unklar, wo sie stattgefunden hat, und wie es den Germanen möglich war, die Römer zu besiegen. Ja das regt die Phantasie an. Das ist der Stoff für zahlreiche Mythen und Spekulationen.
Im 19. Jahrhundert wurde die Varusschlacht stilisiert und zum Inbegriff des deutschen Freiheitswillens und der deutschen Eigenständigkeit. Im Jahre 1876 errichtete Ernst von Bandel dem Cheruskerfürsten Hermann bei Detmold ein Denkmal. Und damit war es doch wohl amtlich, wo die Schlacht stattgefunden hat: bei Detmold natürlich. Nur die Archäologen konnten das nicht bestätigen. Trotz aller Mühen fanden sie keine Spuren einer Schlacht. Stattdessen wurden sie in Kalkriese bei Osnabrück fündig. Dort machten sie die Reste eines Römerlagers aus. Doch war da die Varusschlacht? Die Kalkrieser sagten: klar! und errichteten ein stolzes Museum. Allerdings müssen sie heute einräumen, dass für die Schlacht viel zu wenig Überreste gefunden wurden, und dass die Fundstelle für die Keilerei viel zu kleinräumig ist.
Doch wenn die Varusschlacht im Teutoburger Wald stattgefunden hat, dann müssen davon auch heute noch Spuren zu finden sein. Und nicht nur so ein paar. 3 Legionen, das sind etwa 15.000 Römer, und nehmen wir einmal an, es waren genauso viele Germanen, dann haben sich bei der Keilerei rund 30.000 Menschen in die Wolle gekriegt. Das geht nicht mal ebenso auf einem kleinen Acker. Das braucht Platz. Viel Platz. Und Spuren hinterlässt so eine Schlacht auch – seien es Reste von Waffen, Münzen, Geschirr oder Kleidung. Aber nix. All die Mühen der Archäologen waren vergebens. Und nicht nur die Mühen der Archäologen. Alle Heimatvereine in Ostwestfalen-Lippe forschen bis heute fieberhaft, um zu belegen, dass die Schlacht justament bei ihnen vor der Haustür stattgefunden hat.
Eine etwas andere Sicht auf die Varusschlacht
Doch wir können die Frage auch anders stellen. Wenn wir bis heute keine klaren Spuren von der Schlacht gefunden haben, hat dann die Schlacht überhaupt stattgefunden? Gab es die Schlacht vielleicht gar nicht? Ist das Ganze etwa nur eine phantastische Geschichte, ohne wahren Kern? Aber warum sollte das sein? Warum hat man sich diese Geschichte ausgedacht? Nun, hier meine Sicht der Dinge:
Die Römer, die sich weit in das germanische Gebiet vorgewagt hatten, lernten die deutschen Frauen kennen, und sie waren entzückt von den blonden, blauäugigen und vollbusigen Brunhilden und Tusneldas. Da hatten sie das Soldatenleben satt. Immer nur marschieren und kämpfen. Ach ist das öde. Wie schön ist es dagegen, in den Armen einer deutschen Frau zu liegen, sich verwöhnen zu lassen und sich des Lebens zu erfreuen. Und die Frauen fanden Gefallen daran, den Römern den Kopf zu verdrehen. Da war es vorbei mit der römischen Disziplin und Moral. Die Legionäre schwärmten aus, wurden sesshaft, suchten sich ein germanisches Gespusi und führten ein zufriedenes Leben.
Doch halt. Wie kann man sowas dem römischen Kaiser erzählen? Es musste eine Geschichte her! Das aktivierte die grauen Gehirnzellen bei Varus und Tacitus. Die Idee von der Schlacht im Teutoburger Wald wurde geboren. Und die Geschichte ist gut! Sie überzeugte den Kaiser Augustus, fand Einzug in die Geschichtsbücher, wurde zum Innbegriff der deutschen Eigenständigkeit, und dem Hermann wurde ein Denkmal gesetzt.
Was sind unsere wahren Helden?
Ja, Menschen wollen Helden. Helden werden verehrt. Für Helden werden Denkmäler errichtet. Eine liebevolle Friedensstiftung, wie sie wohlmöglich von den germanischen Frauen erzielt wurde, tritt dagegen in den Hintergrund. Sie wird allenfalls müde belächelt und gleichzeitig mit allen Mitteln durch das Heldentum verschleiert, damit die Wahrheit bloß nicht an die Öffentlichkeit kommt. Wer weiß, vielleicht war tatsächlich die Liebe der wahre Sieger der Varusschlacht. Die Geschichte klingt jedenfalls ganz plausibel – oder? Doch seien wir ehrlich, allzu oft treffen wir auch in unserem Alltag auf die Heldenverehrung, auf den Kampf, der das liebevolle und friedliche Miteinander überschattet, an den Rand drängt und unterbindet. Und so stellt sich die Frage: Was wollen wir wirklich? – den Kampf oder das friedliche Miteinander? Was sind unsere wahren Helden?