„Jetzt überwuchern die Quecken ja schon wieder die ganze Petersilie!“ fluchte Bedu Balledu, der auf seine Forke gestützt im Gemüsebeet stand. „Kommt Freunde, helft mir beim Unkraut jäten!“
Wie jeden Tag, an dem das Wetter es zuließ, werkelte Bedu in seinem Garten, und, wie jeden Tag, waren auch seine Freunde mit dabei: die Dohle Agathe, der Igel Seppel, das Eichhörnchen Flippi, der Hase Felix sowie eine Mäusefamilie. Sie krauteten, spielten und aßen zusammen. Sie erzählten sich Geschichten über die Ereignisse in Haus, Garten und dem Rest der Welt. Und sie schmiedeten immerzu Pläne für ihre nächsten gemeinsamen Abenteuer.
Gerade hatten Bedu und seine Freunde die ersten Unkräuter gezupft, da kam die Hexe Wuschelpü auf ihrem Besen herbeigeflogen. „Ach Bedu“ klagte sie „mein Fuß tut so weh! Ich bin in einen Dorn getreten. Er steckt noch im Fuß, aber ich kann den Dorn selbst nicht herausziehen. Kannst Du mir helfen?“ Bedu sah sich den entzündeten Fuß an, zog den Dorn rasch heraus, reinigte die Wunde, legte einen Verband an und schlug vor: „Gerne pflege ich Dich, bis die Wunde verheilt ist und Du wieder laufen kannst.“ Voll Freude nahm die Hexe Wuschelpü das Angebot an. Als ihr Fuß geheilt war, sagte sie: „Bedu hab vielen Dank. Was wünschst Du Dir? Ich erfülle Dir alle Deine Wünsche, wenn ich weiter mit Dir zusammen leben kann!“
Nun, die Hexe Wuschelpü gefiel Bedu Balledu, und er konnte sich sehr gut vorstellen, mit ihr zusammen zu leben. Aber irgendwie war ihm die Sache nicht so ganz geheuer, und so antwortete er zögerlich: „Ach weißt Du, ich habe doch alles was ich brauche. Ich habe meine Freunde, den Garten, das Häuslein, und ich kann immer im Wald wandern oder am Bach fischen gehen.“ „Aber Du wirst doch Wünsche haben! Schau Dir nur Dein Haus an, es hat nur ein Zimmer und es sieht aus, als würde es bereits beim nächsten kräftigen Windstoß zusammenfallen. Hättest Du nicht gerne ein schönes, ein großes Haus?“ „Ja, wenn Du es so sagst, ein größeres Haus, das könnte mir wohl gefallen.“ Und Simselabim – schon hatte die Hexe Wuschelpü Bedus Wunsch erfüllt.
Stolz ging Bedu Balledu durch sein neues Haus. Es hatte viele Zimmer, doch sie waren alle noch leer. „Wie möchtest Du Dein Haus einrichten?“ fragte die Hexe Wuschelpü, „Jeder Wunsch wird Dir erfüllt!“
So fing Bedu an, sein Haus einzurichten. Zuerst einen Hobbyraum mit einer großen Werkbank und reichlich Werkszeug. Sogleich fing Bedu an, die Feilen, Zangen und Schraubenzieher in die passenden Kästen zu sortieren. Wuschelpü unterbrach ihn: „Jetzt denk aber auch an die anderen Zimmer: die Küche, das Wohnzimmer, ein Esszimmer, ein Schlafzimmer, das Bad und dann hätte ich auch gerne ein Zimmer für mich.“ Nun, zu guter Letzt wurden all diese Zimmer von der Hexe Wuschelpü eingerichtet, während Bedu seine Nägel und Schrauben ordnete.
Danach hatte Bedu Hunger. Er ging in die Küche und rief zur Hexe Wuschelpü: „Komm, lass uns zusammen Bratkartoffeln mit Spiegelei kochen!“ „Zusammen kochen?“, antwortete die Hexe Wuschelpü, „Das kommt doch wohl nicht in Frage! Als Herr eines so schönen Hauses brauchst Du natürlich einen Koch!“ Und Simselabim – schon stand ein Koch am Herd, der Bedu und der Hexe die köstlichsten Bratkartoffeln brutzelte.
Nach dem Essen suchte Bedu seine Forke und sagte zur Hexe Wuschelpü: „Komm, lass uns in den Garten gehen, Unkraut jäten und die Möhren ernten!“ „Aber Bedu“, lachte die Wuschelpü, „Du wirst doch nicht selbst im Garten krauten wollen. Dafür brauchst Du einen Gärtner!“ Und Simselabim – schon zupfte ein Gärtner die Quecken aus dem Gemüsebeet.
Jetzt hatte Bedu Gefallen an der Wünscherei gefunden. Schon äußerte er seinen nächsten Wunsch: „Komm, lass uns zusammen in die Stadt wandern und einkaufen!“ „Wandern?“ rief die Hexe entsetzt, „das kann doch wohl nicht Dein Ernst sein, das ist doch viel zu beschwerlich. Du brauchst ein Auto, mit dem wir bequem und schnell in die Stadt fahren können und in dem wir all unsere Einkäufe mit nach Hause bringen können.“ „Ja, da hast Du recht, mit einem Auto ist das viel leichter!“
Und Simselabim – schon stand vor Bedus Haus ein Auto. Und natürlich wünschte Bedu sich dazu gleich noch die passende Garage.
Bedu Balledu fuhr mit der Hexe in die Stadt. Vor einem Herrenausstatter blieben sie stehen, gingen hinein, und heraus kam Bedu von Kopf bis Fuß neu eingekleidet: in einem dunklen Anzug, mit Weste, Hemd und Krawatte. Dazu gefiel Bedu ein schwarzer Hut, beim Schuster erwarb er ein Paar passende Schuhe, und zu guter Letzt meinte die Hexe Wuschelpü: „Bedu, jetzt siehst Du wie ein richtig feiner Herr aus!“
Gleich als Bedu wieder zu Hause ankam, stellte er sich, so piekfein herausgeputzt, vor den großen Spiegel. Zuerst wollte er seinen Augen nicht trauen. Das sollte er sein? Bedu Balledu? Doch dann fing Bedu an zu lachen und lachte und lachte und hörte gar nicht mehr auf … bis er sich wieder die Frage stellte, was er sich denn als Nächstes wünschen könnte.
Am folgenden Tag sagte Bedu zur Hexe Wuschelpü: „Komm mit hinaus, lass uns die Welt erkunden!“
So erkundete Bedu mit der Hexe Wuschelpü zuerst die nähere und dann die weitere Umgebung, er reiste mit ihr in fremde Länder, in große Städte, er sah die Wüste und den Urwald, sie machten Schiffsreisen über die Meere und flogen mit dem Besen der Hexe Wuschelpü hinauf zu den Gipfeln der höchsten Berge.
Doch dann kam der Moment, da hatte Bedu Balledu auf dieser Erde alles gesehen. Und wieder fragte die Hexe ihn, was er sich denn als Nächstes wünschen würde. Da sagte Bedu: „Ja, auf der Erde habe ich nun wohl alles gesehen. Komm lass uns auf den Mond fahren!“ „Nichts leichter als das“, antwortete die Hexe. Und Simselabim – schon standen Bedu und die Hexe Wuschelpü auf dem Mond.
Doch auf dem Mond gefiel es Bedu überhaupt nicht. Dort war es nur kalt und öde, auf dem Mond gab es nichts als graue Steine und tiefe Krater.
Da wurde Bedu ganz traurig. Denn was sollte er sich jetzt noch wünschen? Als die Hexe ihn diesmal nach seinem nächsten Wunsch fragte, dachte Bedu lange nach. Schließlich antwortete er: „Du Wuschelpü, wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich mal wieder mit meinen Freunden spielen, dem Eichhörnchen, dem Igel, dem Hasen, der Dohle und den Mäusen. Meine Freunde, die habe ich schon so lange nicht mehr gesehen, und ich vermisse sie.“
„Was! Das willst Du wirklich? Ich biete Dir die schönsten Sachen auf der Welt und Du denkst nur an Deine alten Freunde!“ rief die Hexe Wuschelpü außer sich vor Wut. „Na gut. Auch das sollst Du haben“, schimpfte sie. „Allerdings ohne mich. Dies war Dein letzter Wunsch!“ Und Simselabim – schon fand sich Bedu wieder in seinem kleinen Häuslein mit dem Garten, wo er seine Freunde traf. Die Hexe Wuschelpü jedoch setzte sich auf ihren Besen und flog auf nimmer Wiedersehen davon.
War das ein Fest, als Bedu seine Freunde wieder sah. Sie machten ein großes Lagerfeuer und erzählten, lachten und sangen bis tief in die Nacht.
Fortan führte Bedu Balledu ein zufriedenes Leben. Er ging wandern und fischen, er ärgerte sich über die Quecken im Gemüsebeet, und er traf sich mit seinen Freunden zum gemeinsamen Essen, Spielen und Geschichten erzählen. Gelegentlich berichtete Bedu dabei von seinen Abenteuern auf den Reisen mit der Hexe Wuschelpü. Dann hörten ihm seine Freunde immer ganz gebannt zu. Doch das ist eine andere Geschichte.