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Die drei Fragen des Lebens

Das Leben stellt uns vor Aufgaben, die wir zu meistern haben. Doch wie lösen wir unsere Aufgaben, so dass das Resultat für uns eine Bereicherung ist, dass wir uns daran erfreuen können? Indem wir uns von 3 Fragen leiten lassen:

  1. Was will ich? Was ist mein Ziel?
  2. Wie kann ich das Ziel erreichen?
  3. Was ist meine Grundeinstellung?

Betrachten wir ein konkretes Beispiel: In unregelmäßigen Abständen schreibe ich Texte für diese Webseite. Ja dieses Texteschreiben ist für mich zu einer Aufgabe geworden, die mich erfüllt.

Dabei war mir diese Aufgabe keinesfalls in die Wiege gelegt. In der Schule war Deutsch nicht gerade meine Stärke. Es brauchte schon eine gehörige Portion Übung und Drill, um mir die Grundlagen unserer Sprache zu vermitteln – die Rechtschreibung, die Grammatik und vor allem die Orthographie.

Doch später merkte ich: in der Schule wurde ich ziemlich gezwiebelt, aber einen ordentlichen, leicht verständlichen Text schreiben, also das wurde mir in der Schule nicht beigebracht. So stellte sich die Frage: wie schreibt man eigentlich einen guten Text? Was macht einen guten Text überhaupt aus?

1. Was will ich?

Klar, man muss etwas zu vermitteln haben – eine Information oder eine Geschichte. Dieser Inhalt soll sich wie ein roter Faden durch den gesamten Text ziehen. Wobei die Information möglichst einfach, klar und angenehm rüberkommen soll, damit die Lektüre für den Leser zu einer Freude wird.

2. Wie erreiche ich das Ziel?

Doch wie baut man einen Text auf? Wie gibt man ihm eine Struktur?

Weit verbreitet sind die Heldengeschichten: seien es die Abenteuer des Odysseus, von Asterix und Obelix oder von James Bond.

Dabei ist das Strickmuster dieser Heldengeschichten denkbar einfach: es gibt ein Problem, das der Held löst. Und natürlich geht das Ganze nicht so einfach und reibungslos über die Bühne. Auf dem Weg gibt es Krisen und Auseinandersetzungen, bei denen sich der Held schließlich durchsetzt.

Der Ansatz wurde von Joseph Campbell systematisch analysiert und gilt heute als Erfolgsmodell für das Geschichtenerzählen [1]. Nach diesem Muster werden heute die meisten Geschichten gestrickt: fürs Kino, fürs Fernsehen, fürs Theater, in Büchern, aber auch in Unternehmen, etwa für die Werbung oder um die Unternehmensziele erfolgreich zu vermitteln. Dabei ist der Grundgedanke immer der gleiche: wir möchten als Held dastehen, der die Schwierigkeiten in den Griff kriegt.

Ich habe für meine Texte einen etwas anderen Ansatz. Und zwar frage ich mich: Was ist das Wesentliche in der vorliegenden Situation? Was möchte in der Situation mehr zu einem Ausdruck gebracht werden? Und dafür entwickle ich dann eine passende Lösung. Der folgende Prozess gibt bei dem Vorgehen eine Orientierung:

Jetzt mögen Sie sich fragen: Was ist denn da der Unterschied zu den Heldenerzählungen? Nun in den Heldenerzählungen steht der Held im Vordergrund: Der Held greift das Problem auf, findet die Lösung, alles wird wunderbar und der Held wird gefeiert. Dagegen steht bei meinem Ansatz das Wesentliche im Zentrum, für das dann im Miteinander eine Lösung entwickelt und die Situation neu ausgerichtet wird. Dabei treten die beteiligten Personen etwas in den Hintergrund. Es ist nicht ihr Ziel, sich mit ihrer Meinung durchzusetzen, sondern dem Wesentlichen einen Ausdruck zu geben, der für die Situation und alle Beteiligte möglichst gut passt.

Doch egal ob jetzt als Heldenreise oder in einem gelingenden Miteinander – beide Ansätze können dem Text eine Struktur geben. Im nächsten Schritt geht es jetzt daran, die Geschichte sprachlich zum Ausdruck zu bringen.

3. Was ist meine Grundeinstellung?

Doch wie kann ich etwas zu einem guten sprachlichen Ausdruck bringen? Ich suchte in der einschlägigen Literatur, und mir fiel das Buch „Deutsch für Profis“ von Wolf Schneider in die Hand [2]. Es öffnete mir die Augen. Denn in dem Buch wird systematisch dargestellt, was ein gutes Deutsch eigentlich ausmacht – oder besser: es wird an zahlreichen Beispielen aufgezeigt, was für Marotten sich in unsere Sprache eingenistet haben, wodurch die Texte schwer verständlich werden.

Doch die passenden Worte und die klare Struktur in den Sätzen, machen allein noch keinen guten Text aus. Es braucht einen Stil, eine bewusste persönliche Grundeinstellung, mit der wir die Worte wählen und die Sätze gestalten. Auf diesen Punkt wurde ich durch den Schriftsteller Rafik Schami aufmerksam. In seinem Büchlein „Vom Zauber der Zunge“ gibt er dem Leser einen Einblick in seinen Werkzeugkasten, wie er zu seinen Geschichten kommt und seine Texte erstellt [3]. Und dabei stellt er drei Grundeigenschaften heraus: knapp, präzise und listig.

Jetzt hat der Rafik Schami seine Grundeinstellung. Und ich stellte mir die Frage: was ist denn meine Grundeinstellung? Es muss etwas sein, das zu meiner Person passt, das meinem Wesen, meinen prägenden Persönlichkeitseigenschaften entspricht. Für mich ist es: klar, anschaulich, verschmitzt:

  • Die Inhalte klar und verständlich aufbereiten
  • und sie möglichst konkret und lebendig in die Vorstellung bringen, ergänzt durch passende Bilder, Geschichten oder Zitate.
  • Dabei darf der Humor nicht fehlen, denn er ist das Mittel, um auch komplexere Themen vermitteln zu können.

Bei dem Gestalten der Texte wirken die drei Fragen zusammen: das Ziel des Textes tritt immer deutlicher hervor, wenn ich für den Text die passende Struktur entwickle und die geeigneten sprachlichen Mittel finde, um sie mit meinen eigenen Stil zum Ausdruck zu bringen.

Übung macht den Meister

Dabei ist ein Text nicht einfach so hingeschrieben. Er möchte reifen und immer wieder überarbeitet werden. Oder wie Ernest Hemingway es sagte: „Der erste Entwurf ist immer Mist.“ [4]

Ich weiß noch, wie ich an den ersten Texten herumgefeilt habe, sie immer wieder überarbeitet habe, bis sie schließlich für mich passten. Doch dann kam die Ernüchterung. Denn auf meiner Webseite ist eine künstliche Intelligenz installiert, die die Texte analysiert und mit einer Ampel bewertet. Und was soll ich sagen: meine ersten Texte waren alle rot. Und das Analyseprogramm erstellte eine lange Liste sprachlicher Verbesserungsvorschläge.

Nun, ich habe die Anregungen durchaus aufgegriffen und an den Texten weiter gefeilt. Und das färbt ab. Mit der Zeit fiel mir das Schreiben immer leichter, und auch die künstliche Intelligenz hatte nicht mehr so viel zu meckern. Ja schreibe ich heute einen Text, so zeigt die Ampel fast immer grün. Das erfreut mich natürlich, insbesondere wenn die Texte dann noch Interesse finden und eifrig gelesen werden. Und so setze ich mich mit neuem Schwung wieder an den Schreibtisch und habe bereits den nächsten Text in Arbeit….

Fazit

Wir haben gesehen, wie wir das Schreiben von Texten an drei Fragen ausrichten können

  1. Was will ich? Was ist mein Ziel?
  2. Wie kann ich das Ziel erreichen?
  3. Was ist meine Grundeinstellung?

so dass das Erledigen der Aufgabe zu einer Freude und Bereicherung wird.

Und dabei tritt das Ziel – also hier jetzt einen guten Text zu schreiben – immer mehr in die Realität, wenn wir dem Text eine passende Struktur geben und mit unserer eigenen Grundeinstellung – also mit unserem individuellen Stil – immer besser zu einem sprachlichen Ausdruck bringen.

Auf diese Weise machen wir das Erledigen der Aufgabe zum authentischen Ausdruck unserer Persönlichkeit. Und dabei erfüllt uns eine Freude und Heiterkeit, wenn wir merken, dass wir mit unseren eigenen Möglichkeiten attraktive, tragfähige und für die Situation angemessene Lösungen schaffen können, so dass eine befreiende Ordnung entsteht, die uns selbst sowie unser Umfeld ausrichtet und in die sich unser Handeln nahtlos einfügt. Dabei erfüllt uns ein verbindendes Einheitsgefühl, dass uns selbst, die beteiligten Mitmenschen und die Situation umfasst – die Liebe.

Der Ansatz lässt sich übertragen auf alle möglichen Aufgaben, die das Leben uns stellt und die uns wichtig sind – sei es bei privaten oder beruflichen Aufgaben, sei es, dass wir die Aufgaben für uns alleine erledigen oder uns mit unseren Fähigkeiten in ein konstruktives Miteinander einbringen. (siehe auch: Das Wesen der Transformation)

Quellen:

[1] Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten, Insel Verlag, 2022

[2] Wolf Schneider: Deutsch für Profis, Goldmann Verlag, 2001

[3] Rafik Schami: Vom Zauber der Zunge, DTV, 1998

[4] Ernest Hemingway: Cornelia Aschmann Konzepte. Texte.«Der erste Entwurf ist immer Mist.»