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Das Wesentliche ins Leben bringen

Im Blog auf dieser Webseite finden Sie zahlreiche Artikel. Das mag wie ein buntes Sammelsurium erscheinen, doch es gibt eine übergeordnete Frage, die die einzelnen Texte in eine verbindende Ordnung bringt:

Wie können wir das Wesentliche ins Leben bringen?

In diesem Artikel gebe ich eine Antwort auf diese Frage, die einerseits eine Übersicht bietet, was das Ganze hier auf dieser Webseite eigentlich soll, und die andererseits eine Orientierung schafft, mit der sich die verschiedenen Themen und Aspekte in eine übergeordnete Perspektive einordnen lassen.

Der tägliche Krams

Unser Alltag ist allzu oft geprägt durch Schwierigkeiten, durch Probleme, durch Streitigkeiten. Dabei haben wohl alle Menschen die Sehnsucht, es möge irgendwie besser, leichter, freudiger werden, wobei wir gleichzeitig unsere drängenden Fragen und Aufgaben zu attraktiven Lösungen bringen möchten.

Und so ersinnen wir intelligente Ansätze, und versuchen unsere Mitmenschen davon zu überzeugen. Doch die haben ihre eigenen Ansätze und Vorstellungen, die sie verwirklichen wollen. Und so artet das Miteinander leicht in heftige Diskussionen, Debatten und Beschimpfungen aus, denn jeder möchte sich durchsetzen und als Gewinner aus der Auseinandersetzung hervorgehen anstatt als Verlierer. Doch häufig stehen dabei die eigenen Interessen im Vordergrund und es werden gar keine tragfähigen und attraktiven Lösungen erzielt. Stattdessen wachsen sich die Probleme immer weiter aus und wir fühlen uns allzu leicht als Opfer der Umstände. Schließlich resignieren wir und arrangieren uns mit der Situation. (siehe auch: Über Rollen, Etiketten und Schubladen)

Doch wie geht es anders? Wie können wir in einem konstruktiven, freudigen Miteinander attraktive und tragfähige Lösungen für unsere Fragen entwickeln?

Die Ausrichtung nach dem Wesentlichen

Für mich als Physiker ist die Vorstellung ganz selbstverständlich, dass hinter den Erscheinungen in unserer Welt universelle Gesetzmäßigkeiten existieren. Kennen wir diese Gesetzmäßigkeiten, dann sehen wir in den Ereignissen in unserer Umwelt eine Ordnung, dann verstehen wir die Mechanismen, dann können wir die Gesetzmäßigkeiten selbst aufgreifen und unser Handeln aktiv nach ihnen ausrichten.

Doch sind die Gesetzmäßigkeiten zuerst einmal verborgen. Sie sind nicht direkt erfassbar. So ist es das Bestreben der Physiker, die Gesetze der unbelebten Natur zu ergründen, um zu einem immer tieferen Verständnis zu gelangen. Und ist ein Naturgesetz aufgespürt, dann können wir Menschen es nutzen und in vielfältiger Form in unserem Alltag und in der Technik anwenden und damit unser Leben bereichern.

Ähnlich den Naturgesetzen in der unbelebten Natur gibt es auch universelle Gesetzmäßigkeiten für die belebte Natur, die die Pflanzen, die Tiere und uns Menschen prägen. Indem wir diese Gesetzmäßigkeiten aufgreifen, sie immer mehr für uns klären und unser Handeln bewusst danach ausrichten, können wir unser eigenes Leben sowie unser soziales Miteinander neu beleben und bereichern.

Mensch werd‘ wesentlich!

Doch was soll das sein, das Wesentliche unseres Menschseins? Es ist die Frage nach unseren prägenden Persönlichkeitseigenschaften, nach dem was uns in unserem inneren Wesen ausmacht. Dabei sind unsere prägenden Persönlichkeitseigenschaften direkt mit dem Bedürfnis verbunden, diese auch ausleben zu können. Diese Sehnsucht entspringt unserer tiefen inneren Natur, dem was uns als Person wirklich ausmacht. (siehe auch: Werde, der Du werden kannst).

Ich möchte 9 Grundeigenschaften unterscheiden, die wir auch als elementare Wesenheiten bezeichnen können (siehe auch: Die seelischen Bedürfnisse):

Diese Wesen sind universell. Sie bilden die Grundlage alles Lebendigen. So finden wir die Wesen in einer ganz individuellen Ausprägung bei jedem einzelnen Menschen. Doch nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Tieren, bei den Pflanzen, ja bei allen Lebewesen.

Dabei zeichnet jedes Lebewesen ein zentrales Wesen aus, sein Wesenskern. (siehe auch: Was ist mein Wesenskern?). Die Pflanzen und Tiere bringen ihren Wesenskern durch ihre genetischen und instinktiven Programme ganz selbstverständlich und unverfälscht zu einem Ausdruck. Doch wir Menschen sind nicht in dem Maße durch instinktive Programme geprägt. Stattdessen haben wir unser Bewusstsein, dass es uns ermöglicht die verschiedenen Eigenschaften aufzugreifen, sie mehr und mehr zu erlernen und ins Leben zu bringen.

Der Entwicklungsprozess

Dabei können wir unser Handeln nach einem allgemeinen Entwicklungsprozess ausrichten, der die neun Grundwesen miteinander verbindet:

In dem Prozess wird das Wesentliche in einer Situation aufgegriffen, zu einer Lösung gebracht und diese verwirklicht. Dabei wird zuerst das Thema festgelegt, um das es eigentlich geht. Zu diesem wird die Situation weiter betrachtet und hinterfragt, bis das Wesentliche herausgefunden ist. Dabei bezieht sich das Wesentliche auf eins der 9 Grundwesen.

Für das Wesentliche wird eine Lösung für die spezifische Situation entwickelt. Dafür werden zuerst Ideen gesucht und in der Phantasie zu farbigen Bildern ausgemalt. Dann wird ein Entschluss getroffen, welche der Ideen weiter aufgegriffen und verfolgt wird. Weiter wird die Idee bis ins Machbare heruntergebrochen und zu einer attraktiven Lösung konkretisiert und bekannt gemacht. Schließlich werden Ziele definiert und die Lösung in die Realität gebracht.

Der Prozess beschreibt einen allgemeinen Entwicklungs- oder Transformationsprozess, in dem eine Anfangssituation durch die Ausrichtung auf das Wesentliche neu ausgerichtet und gestaltet wird. Dabei ist der zentrale Punkt, dass das Wesentliche in einer Situation ergründet (siehe auch: Werde Wesentlich!) und dafür eine spezifische Lösung entwickelt wird (siehe auch: Schöpferisches Sein). Und erst wenn die Lösung passt, wenn sie tragfähig und attraktiv ist, geht es an die Realisierung und Neugestaltung der Situation.

Das Vorgehen erinnert an eine Farnpflanze, bei der die Blätter anfangs eng zusammengerollt sind und die sich dann in ihrer Entwicklung mehr und mehr entfalten:

(Für eine andere Pflanzenbetrachtung siehe auch: Der Frauenmantel und Die wilde Möhre).

Das Zusammenwirken der Grundwesen

Die einzelnen Prozessschritten sind verknüpft mit den Persönlichkeitseigenschaften der unterschiedlichen Grundwesen, die durch den verbindenden Prozess in ihrem Zusammenwirken ausgerichtet werden:

  1. Moderator –Kontakt aufbauen/Beziehung herstellen, thematische und vermittelnde Führung
  2. Beobachter –Offenheit, Unvoreingenommenheit, Neugier, die Situation erfassen
  3. Forscher –Situation analysieren, hinterfragen, prüfen, detektivischer Spürsinn, Bedürfnis ermitteln
  4. Erfinder – Spontaneität, Intuition, Ideen entwickeln, Impulse geben, lebhafte Fantasie.
  5. Kühler Kopf – Vor- und Nachteile herausstellen, rational abwägen, Entschluss herbeiführen
  6. Tüftler/Problemlöser –visionäre Vorstellungen auf das Machbare herunterbrechen, schlüssige Lösungswege ausarbeiten
  7. Vertreter – Ideen bekannt machen, andere begeistern, Verbesserungsvorschläge begrüßen
  8. Der Planer – Zielvorgaben formulieren, Realisierungsschritte erarbeiten, Umsetzungsschritte vorzeichnen
  9. Macher – Ziele aufgreifen, Pläne anwenden, praktische Umsetzung ausführen
  10. Feiernder – Freude und Dankbarkeit zeigen, wenn das Ziel erreicht ist
Der Prozess wirkt auf drei Ebenen:
  1. Ausdruck des eigenen Wesenskerns

Wir können unser eigenes Handeln nach dem Prozess ausrichten. Dann ist das Wesentliche in dem Prozess durch unseren eigenen Wesenskern gegeben, nach dem wir dann die spezifische Situation gestalten. (siehe auch: Werde, der Du werden kannst)

2. Gestaltung des sozialen Miteinanders

Der Prozess führt ins Miteinander, wenn Personen mit unterschiedlichen Wesenskernen konstruktiv an einer gemeinsamen Aufgabe zusammenarbeiten – ähnlich den Symbiosen bei den Tieren (siehe auch: Vielfalt im Einklang, sowie: Der mittlere Weg)

3. Neuausrichtung einer Situation

Durch die Ausrichtung auf das Wesentliche in einer Situation wird diese neu gestaltet.

Der Prozess lässt sich in den verschiedensten Situationen anwenden: sei es als allgemeiner Entwicklungsprozess, als sozialer Prozess, als pädagogischer Prozess, als Innovationsprozess, sowie auch in der Beratung, Mediation, Therapie oder im Coaching. Wesentlich dabei ist immer die Gesprächsführung, die das Miteinander ausrichtet. So habe ich den Prozess konkret zu einem Gesprächsprozess ausgearbeitet (siehe auch: Was sind Gute Gespräche?).

(Für Beispiele, wie wir das Miteinander nach dem Prozess ausrichten können siehe: Gemeinsam Lösungen entwickeln oder auch: Leben aus der Mitte sowie: Eine Art zu leben. Für thematische Beispiele siehe: Wie kommt das Neue in die Welt? oder auch: Wir Menschen und die künstliche Intelligenz.)

Eine neue Kultur des Miteinanders

Wenden wir den Prozess im Miteinander an, so wirken die drei Ebenen konstruktiv zusammen: Jeder einzelne richtet sich nach seinem Wesenskern aus und bringt sich entsprechend in das Miteinander ein, um im konstruktiven Zusammenwirken eine attraktive Lösung für die konkrete Situation zu entwickeln. (siehe auch: Das Wesen der Transformation) Und klappt das Zusammenspiel auf den drei Ebenen, dann entsteht eine Ordnung, dann erfüllt uns eine freudige Harmonie. Und das Gefühl, das uns dabei erfasst, nennen wir Liebe. (siehe auch: Resonanz im Miteinander sowie: Über die Kunst des Liebens). Dabei sind die Guten Gespräche das Mittel, um im Miteinander attraktive Lösungen für das Wesentliche zu entwickeln.

So entsteht eine neue Kultur des Miteinanders: die Ausrichtung auf das Wesentliche schafft eine Verbindung zwischen unserer Eigenständigkeit und der kooperativen Gestaltung des Zusammenwirkens, um unsere Aufgaben auf eine schöpferische Weise  zu bewältigen. (siehe auch: Ein Weg zum gelingenden Miteinander sowie: Ein Weg zum friedlichen Miteinander).

In der nachfolgenden Abbildung wird dieser Zusammenhang veranschaulicht: Das Wesentliche und die dafür gemeinsam geschaffene Lösung (zentraler Diamant) für die vorliegende Situation (großer alles umfassender Kreis) richtet die Kern-Zone jeder der beteiligten Personen aus (drei kleine Kreise in unterschiedlichen Farben) und erweitert ihre Toleranz-Zonen (große sich überschneidende und durchmischende Kreise um die kleinen Kreise), so dass im konstruktiven Miteinander neue Perspektiven entstehen, nach denen die ganze Situation neu ausgerichtet werden kann. 

Definition der Begriffe:

Situation – eine Begebenheit oder ein Sachverhalt, der einzelne Personen verbindet.

Kern-Zone – der Wesenskern einer Person, der eigene Standpunkt, das, was eine Person in einer Situation will.

Toleranz-Zone – Raum in dem eine Person offen ist für andere Meinungen und Ansichten, ohne sich dabei eingeengt zu fühlen.

Fazit

Durch die Ausrichtung nach dem Wesentlichen, werden wir selbst zu eigenständigen Menschen, die sich mit ihren Möglichkeiten in ein konstruktives Miteinander einbringen können, um für unsere Situationen attraktive Lösungen zu entwickeln. Indem wir diesen Ansatz aufgreifen, schaffen wir eine neue Kultur eines kooperativen Miteinanders, mit dem wir unser derzeitiges Gewinner-Verlierer Denken überwinden können. Wir können es in folgendem Ideal zusammenfassen: